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Kontrollierte Zucht erkennen

 

Der Perro wurde in den letzten Jahren immer bekannter und auch beliebter. Gab es vor 10 Jahren kaum Züchter, so sind es heute deutlich mehr. Dadurch treten natürlich nicht nur Hundehändler und Vermehrer auf den Plan, sondern es finden sich bei vielen Anzeigenportalen auch immer mehr unkontrollierte Zuchtstätten, die preislich kaum noch von einer kontrollierten Verbandszucht zu unterscheiden sind. Wie bei einer kontrollierten Zucht gibt es dort ausführliche Beschreibungen der Elterntiere und Würfe, was es schwer macht, eine kontrollierte von einer unkontrollierten Zucht zu unterscheiden.

Was ist der Unterschied und warum züchtet man unkontrolliert oder kontrolliert?

Das wesentliche Kennzeichen einer kontrollierten Zucht ist, dass der Züchter sich mit seiner Zuchtplanung und -durchführung immer im Rahmen der gesamten Zuchtbasis seiner Rasse befindet. Die Zuchtbasis umfasst alle Hunde einer Rasse, die in einem bestimmten Gebiet (z.B. Deutschland oder Europa) als Zuchthunde registriert sind sowie deren Nachkommen, die alle ebenfalls über ihre Ahnentafeln erfasst sind (z.B. über den VDH – Verband für das deutsche Hundewesen). Damit sind für den einzelnen Züchter eine Vielzahl von Daten zugänglich, mit denen er seine Verpaarungen planen kann.

Durch die Dokumentation der Gesundheitsdaten der einzelnen Zuchthunde hat jeder Züchter einen Überblick über den Zustand der Rasse. Die Daten ermöglichen es ihm, für seine Zuchthündin den gesundheitlich passenden Rüden zu finden, um erbliche bedingte Krankheiten so weit wie möglich auszuschließen. Dafür stehen ihm in der Regel nicht nur die Gesundheitsinformationen der Elterntiere zur Verfügung, sondern auch von Großeltern und Geschwistern, Nachkommen etc. Daraus lassen sich wichtige Schlußfolgerungen ziehen, wie z.B. für HD, bei der mehrere Gene eine Rolle spielen und sich sinnvolle Verpaarungen oft erst aus Kenntnis der HD-Ergebnisse von Eltern, Großeltern und ggf. schon vorhandenen Nachkommen ableiten lassen.

 

Wer kontrolliert züchtet, der tut dies auch, weil er die gesamte Rasse in Gesundheit, Wesen und Population positiv weiterentwickeln möchte. Die Züchter sind untereinander vernetzt, tauschen sich aus, Gesundheitsergebnisse und Verpaarungen werden in einer Datenbank dokumentiert und man kann mit seiner Zucht positiv auf die Rasse einwirken, z.B. auf die Erweiterung der genetischen Vielfalt und Vitalität durch die Wahl des passenden Deckrüden.

 

Umgekehrt findet bei einer unkontrollierte Zucht in der Regel keine Zusammenarbeit  mit anderen Züchtern statt und damit auch kein Austausch über evtl. gesundheitlicher Probleme bestimmter Hunde oder Linien. Es gibt kaum Möglichkeiten für die Auswahl eines geeigneten Rüden – oft wird einfach der Rüde genommen, der im Bekanntenkreis verfügbar ist. Zwar liegen manchmal die Gesundheitsdaten der Elterntiere vor, aber die entsprechenden Informationen der Ahnen fehlen. Für die Gesamtheit der Rasse, deren Erhalt und Weiterentwicklung sind Hunde aus unkontrollierter Zucht damit „verloren“. Die Welpenkäufer haben deutlich weniger Sicherheit, dass der erworbene Welpe auch gesund ist und sachgerecht aufgezogen wurde.

Weitere Unterschiede von kontrollierter und unkontrollierter Zucht:

 

In einer kontrollierten Zucht ist der Züchter einem Verband angehörig, hier in Deutschland in der Regel dem VDH, in Österreich dem ÖKV usw. Diese Verbände sind der FCI zugehörig. Züchter in Verbänden unterliegen strengen Zuchtregeln und Kontrollen durch den Zuchtwart.

In einer unkontrollierten Zucht finden keinerlei Kontrollen der Zuchtstätte, dem Zustand der Elterntiere und Welpen statt.

 

Die Züchter einer kontrollierten Zucht müssen Seminare zu Geburt, Aufzucht, Gesundheit und Co., ebenso wie passende Lektüre vorweisen.

In der unkontrollierten Zucht ist kein Nachweis von Fachwissen nötig.

 

Die Zuchtregeln einer kontrollierten Zucht berücksichtigen die Maßgaben des Tierschutzgesetzes. Sie gewährleistet, dass die Hündinnen nicht zu jung oder zu alt sind, um Welpen zu haben. Ebenso wird kontrolliert, ob die Hündinnen eine angemessene Pause zwischen zwei Würfen bekommen und bei großen Würfen wird diese Pause auch verlängert. Auch mögliche Kaiserschnitte werden kontrolliert und die Hündin bekommt dann gegebenenfalls ein Zuchtverbot. In einer unkontrollierten Zucht bestimmen allein die Besitzer, wann und wie oft die Hündin Welpen haben wird. Hierbei ist nicht gewährleistet, ob die Hündin dabei tierschutzgerecht behandelt wird.

 

Die Gesundheitsuntersuchungen einer kontrollierten Zucht können nicht vom Züchter beeinflusst werden, da Blutuntersuchungen an ein unabhängiges Labor geschickt und auch das Röntgenbild für HD von einem unabhängigen Amtstierarzt ausgewertet werden. Hierzu schickt der Röntgentierarzt das Bild an den für die Rasse vorgesehenen Spezialisten und der Züchter bekommt später nur noch den Befund. In einer unkontrollierten Zucht werden die Untersuchungen in der Regel einzig vom eigenen Tierarzt durchgeführt. Gerade der Röntgenbefund kann hierbei irreführend sein, da der Tierarzt das Bild zumeist nur per Augenmaß beurteilt, während ein unabhängiger Spezialist für das Röntgen der Zucht den Befund intensiv vermisst.

 

Mütter und Welpen einer kontrollierten Zucht werden nach der Geburt und vor der Abgabe immer vom Zuchtwart besucht und kontrolliert. Dies gewährleistet den Zustand der Zuchtstätte und ob alle tierschutzrelevanten Maßnahmen getroffen wurden. Jeder Fehler der Welpen (z.B. Gebissfehlstellung, Fehlfarbe, Allgemeinzustand) wird dokumentiert und auch an die zukünftigen Welpenbesitzer kommuniziert. Es wird geprüft, ob die Welpen vor der Abgabe geimpft, geschippt und entwurmt sind. 

 

In der unkontrollierten Zucht werden die Welpen zwar mittlerweile häufig einem Tierarzt vorgestellt, geimpft, geschippt und entwurmt, es finden aber keinerlei Kontrollen über den Zustand der Zuchtstätte oder Mütter statt.

 

Bei einer kontrollierten Zucht hie erwachsenen Hunde immer einen anerkannten Abstammungsnachweis, auf dem je nach Land auch die Gesundheitsergebnisse der Ahnen verzeichnet sind. Auf dieser Ahnentafel werden auch die Würfe und eventuell verlängerten, bei großen Würfen nötigen, Zuchtpausen vermerkt. Auch die Welpen bekommen immer eine Ahnentafel, egal ob sie zuchtausschließende Fehler wie z.B. eine Fehlfarbe aufweisen oder nicht. Die Ahnentafel bescheinigt nicht nur eine streng kontrollierte Zucht, sie ist auch so etwas wie der Personalausweis des Menschen.

Erwachsene Hunde einer unkontrollierten Zucht können natürlich auch einen Abstammungsnachweis haben, wenn sie aus einer anerkannten Zucht gekauft wurden. Da die Welpen jedoch außerhalb jeglicher Kontrolle und Registrierung geboren werden, bekommen sie keine Ahnentafeln. Die Informationen über ihre Herkunft geht damit verloren.

 

Wie erkenne ich den Unterschied in den Anzeigenportalen?

Hier muss man mittlerweile schon genau hinschauen, wenn man auf der Suche nach einer kontrollierten Zucht ist.

Ein Anhaltspunkt ist es tatsächlich, dass die wenigsten kontrollierten Perro-Züchter überhaupt inserieren. Meist setzen sie ihre Wurfplanungen und Würfe auf die eigene Homepage oder die eines Vereins, wie z.B. unsere Perro-Initiative. Züchter im VDH sind in der Regel schon frühzeitig an einem intensiven Kennenlernen der künftigen Welpenkäufer interessiert. Wenn die Hündin dann gedeckt ist, gibt es meist schon eine ganze Reihe von Interessenten, so dass Anzeigen nicht mehr notwendig sind.

Erkennen kann man die kontrollierte Zucht auch daran, dass der Züchter dem VDH angehörig ist oder dem Verband des jeweiligen Landes. Diese unterliegen alle der FCI. Jeder Züchter im VDH hat eine entsprechende „Zwingerkarte“, die man sich ggf. auch zeigen lassen kann.

Es ist kein Anhaltspunkt, wenn die Elterntiere Papiere haben, auch wenn sie von der FCI sind. Ein kontrollierter Züchter weist immer darauf hin, dass er im VDH/unter der FCI auch züchtet. Da immer mehr unkontrollierte Zuchten auf der Basis von gekauften FCI-Hunden bestehen, sollte man hier besonders drauf achten.

 

Sehr verwirrend und irreführend ist in dem Zusammenhang vor allem, dass die unkontrollierten Zuchten in den Anzeigenportalen dazu übergegangen sind, die Elterntiere als „zuchtzugelassen“ zu beschreiben, weil sie alle erforderlichen Untersuchungen haben.

Es ist sehr wichtig zu wissen, dass ein Hund nur dann wirklich zuchtzugelassen ist, wenn er neben den Gesundheitsuntersuchungen auch den Wesenstest und die Zuchtzulassung durch einen anerkannten VDH/FCI Richter bestanden hat.

Nur Gesundheitsuntersuchungen reichen in der kontrollierten Zucht nicht aus.

Daher sollte man, möchte man einen Welpen aus kontrollierter Zucht erwerben, den Betreiber der Anzeige immer fragen:

  • Bekommen die Welpen eine VDH/FCI Ahnentafel?

  • In welchem Verein/Verband wird gezüchtet?

  • Haben beide Elterntiere ein Zuchtzulassungsprotokoll? (Dieses auch zeigen lassen, wenn eine Verbandszugehörigkeit noch unklar ist.)

 

Und es stellt sich natürlich die Frage, warum man mit seinem Hund nicht ordnungsgemäß und kontrolliert züchtet, wenn er doch anerkannte Papiere besitzt?

  • Möchte man sich nicht kontrollieren lassen, weil die tierschutzrelevanten Auflagen nicht erfüllt werden können oder wollen, damit die Hündin häufiger Welpen haben kann?

  • Sind die Gesundheitsergebnisse vielleicht doch nicht gut genug? Würden die Hunde womöglich Wesenstest oder Zuchtzulassung nicht bestehen, weil sie charakterliche Einbußen oder Gebissfehler etc. haben?

  • Manche möchten vielleicht auch einfach Geld sparen, da eine Zucht im Verband natürlich mit mehr Kosten verbunden ist. Und da die Welpen aus unkontrollierter Zucht mittlerweile nur wenige hundert Euro günstiger bis sogar preisgleich mit kontrollierter Zucht sind, verdienen sie natürlich gut einiges mehr.

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